Misstrauen in China

Die Züblin AG steht auf einer Schwarzen Liste

 

Im Möhringer Züblin-Haus kamen im Vorjahr zwei herausragende Nachrichten an – erst eine gute, dann eine schlechte. Good News gab es über die Neubaustrecke (NBS) Stuttgart–Ulm. Bad News wurden aus China via ARDWirtschaftsmagazin „Plusminus“ kolportiert.

 

VON KLAUS GRUNDGEIGER

 

Das war die gute Nachricht: Die Arbeitsgemeinschaft aus Züblin (technische Federführung) und der Firmengruppe Max Bögl hat den Zuschlag für den Planfeststellungsabschnitt PFA 1.3a der Neubaustrecke (NBS) Stuttgart–Ulm erhalten. Der Auftrag hat einen Umfang von insgesamt rund einer halben Milliarde Euro und umfasst einen 5,3 km langen Abschnitt entlang der A 8 zwischen Fildertunnel und Wendlingen, den neuen Fern- und Regionalbahnhof unter dem Stuttgarter Flughafen- und Messegelände (Station NBS), dessen Anbindung an die Neubaustrecke durch den Flughafentunnel sowie die abschnittsweise Verlegung der Landesstraße 1204. Gegenstand dieses Teilabschnitts ist außerdem die Strecke, die später zum bestehenden S-Bahnhof Flughafen/ Messe und der dort zusätzlich geplanten „Station 3. Gleis“ für die Gäubahnanbindung gebaut wird.

 

Beobachtung mit System

 

Ein Vierteljahr später dann der negative Hammer. Das ARD-Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ sowie der Südwestrundfunk berichteten Mitte Januar über ein sogenanntes Ratingsystem Chinas für deutsche Unternehmen, die in dem kommunistischen Staat Geschäfte machen. Die Daten würden auf einer gemeinsamen Plattform chinesischer Technologie-Giganten zentral gesammelt, analysiert und bewertet. Taiji Computer und Huawei liefern demnach die Dateninfrastruktur, Informationen von Tencent (Nachrichtendienste), Alibaba (Internethändler) sowie VisionVera (Gesichtserkennung) fließen ein. Mutmaßung der Plusminus-Rechercheure: Schlechte Bewertungen lösen teilweise unmittelbar Sanktionen für die Unternehmen aus.

 

Recherchen hätten ergeben, dass der chinesische Staat mehrere deutsche Unternehmen wegen eines zu spät eingereichten Geschäftsberichts auf die Liste nichtkonformer Unternehmen setzte. Darunter auch Züblin. Die Tochter des Baukonzerns Strabag sei „wegen wiederholter Nichtabgabe des Geschäftsberichts sogar auf einer der sogenannten Schwarzen Listen gelandet“. Unternehmen, die auf solchen Schwarzen Listen stehen, müssten unter anderem als „vertrauensunwürdige“ Firmen mit einem erschwerten Marktzugang rechnen, könnten nicht mehr an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, Steuervergünstigungen entfielen ...

 

Züblin: Keine Konsequenzen

 

Als betroffenes Unternehmen antwortete Züblin „Plusminus“, „dass die Vorgänge auf den Zeitraum 1999 bis 2004 zurückgingen und sich bisher keinerlei Konsequenzen für das Unternehmen daraus ergeben“ hätten.

 

Regulierung wie noch nie

 

Professor Sebastian Heilmann, Gründungsdirektor des Mercator Institute for China Studies, eines der führenden Institute der modernen Chinaforschung und mittlerweile Inhaber der Professur für Vergleichende Regierungslehre/ Politik und Wirtschaft Chinas an der Universität Trier, ordnet das chinesische „Social Corporate Credit System“ in den chinesischen Machtapparat ein.

 

Es handle sich um ein perfektes Kontrollinstrument in den Händen der kommunistischen Partei: „In Echtzeit Daten zu gewinnen und das Verhalten von Unternehmen wirklich zu beobachten und sofort zu sanktionieren – das ist etwas völlig Neues, ein Regulierungssystem, wie es noch nie eines gab.“

 

Das ist Züblin

Die Ed. Züblin AG, gegründet 1898 von dem Schweizer Ingenieur Eduard Züblin, heute eine Tochter des österreichischen Strabag-Konzerns. Der deutsche Stammsitz ist im Möhringer Albstadtweg, Niederlassungen und Tochtergesellschaften sind im Inund Ausland. Züblin beschäftigt etwa 14 000 Mitarbeiter. Mit einer jährlichen Leistung von rund vier Milliarden Euro ist Züblin im Hoch- und Ingenieurbau die Nummer eins in Deutschland.

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