Miteinander der Generationen

50 Junge „Lehrer“ unterrichten in ihrer Freizeit Senioren zwischen 60 und 85 Jahren aus Vaihingen und Möhringen in Fächern wie Literatur, Physik, Geschichte und Musik.

Von Emily Schwarz

Jeden Mittwoch- und Freitagnachmittag ab 13 Uhr drücken Gerhard Fürst und seine „Mitschüler“ noch einmal freiwillig die Schulbank. „Zum einen will ich noch etwas für meine grauen Zellen tun und manches neu lernen oder auffrischen“, sagt einer der 150 Senioren, die regelmäßig am Unterricht teilnehmen. „Zum anderen ist mir der Kontakt zu jungen Menschen ganz besonders wichtig – er hält einen selbst jung“, so der Rentner.

Darum geht es schließlich: Was in der „Schule in der Schule“ stattfindet, ist viel mehr als pure Wissensvermittlung. Im Mittelpunkt steht die Begegnung der Großeltern- und Enkelgeneration. Die Jungen lernen von den Alten und die Alten von den Jungen: Die „Schülerlehrer“ profitieren von der Lebenserfahrung und dem Wissen der Senioren, können ihren Lehrstoff aufbereiten, üben und vertiefen. „Ich war von Anfang an überrascht, wie motiviert die Schüler sind“, erzählt die frühere Lehrerin Anne Franke. „Schüler, die in meinem Unterricht den Mund nicht aufbekommen, stehen auf einmal hier vor den Senioren und tragen Unterrichtsstoff vor.“ Besonders im Gedächtnis sind Franke die Worte einer Schülerin geblieben: „Einige erkennen plötzlich, dass das Alter keine Krankheit ist, dass man noch was lernen und erleben kann, und sehen ältere Menschen in einem anderen Licht.“ Gerhard Fürst, der selbst seit elf Jahren dabei ist, spricht aus Erfahrung: „Es ist ein tolles Miteinander der Generationen. Alle behandeln sich gegenseitig mit Respekt und Anerkennung.“

Die Senioren dürfen natürlich selbst entscheiden, welche Kurse sie belegen möchten. Neben den gewöhnlichen Schulfächern werden auch Handy- und Informatikkurse, Gymnastik, Denksport und Spiele angeboten. Wie auch im echten Schulleben gibt es beliebtere und weniger gefragte Fächer: Während Literatur, Geschichte, Geografie und Musik sehr gut besucht sind, fällt das Interesse an Physik nicht ganz so groß aus.