Möhringen mischt mit

Die Vorschlags- und Bewertungsphase des dritten Bürgerhaushalts ist Ende März zu Ende gegangen. Das Ergebnis kann sich für die Möhringer mehr als sehen lassen: Von insgesamt 3122 Vorschlägen hat es der Wunsch nach einer Modernisierung der naturwissenschaftlichen Räume im Königin- Charlotte-Gymnasium (KCG) auf Platz eins geschafft. Außerdem belegt der Stadtbezirk mit 4562 Teilnehmern den Spitzenplatz.

Von Daniel Stoll

»Kein Licht – keine Luft – kein Platz«: Mit dieser Beschreibung auf dem Plakat des Siegervorschlags ist der Zustand der jahrzehntealten Physik- und Chemieräume am KCG wohl passend charakterisiert (wir berichteten in der Februar-Ausgabe). Insgesamt 4863 Menschen aus sämtlichen Stuttgarter Stadtbezirken stimmten dafür, diesem desolaten Zustand endlich Abhilfe zu schaffen. Ein Großteil dieses Erfolgs ist sicherlich den Eltern, Lehrern und vor allem Schülern des KCG zu verdanken, die tatkräftig Unterschriften für ihr Anliegen gesammelt haben. »Die Jugendlichen haben hier die Erfahrung gemacht, dass politisches Engagement Wirkung zeigt«, ist die Fraktionssprecherin der Grünen im Bezirksbeirat, Christine Dietenmaier, überzeugt. Mit der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule landete eine weitere Möhringer Bildungseinrichtung auf den vorderen Rängen – die inzwischen allerdings aus allen Nähten platzt (s. Seite 14). 958 Menschen wählten sie deshalb auf Platz 12 mit der Forderung nach mehr Fach- und Aufenthaltsräumen. Der nachdrückliche Wunsch nach einer Mensa schaffte es immerhin auf Platz 473.

Was den Möhringern noch auf den Nägeln brennt

602 Bürger votierten dafür, den in die Jahre gekommenen Kunstrasen der Sportvereinigung 1887 Möhringen e. V. zu erneuern, was dem Verein einen respektablen 32. Platz bescherte. »Wir begrüßen den Vorschlag und hoffen darüber hinaus, dass der Sportverein auch zu einer Begegnungsstätte für Flüchtlinge wird«, ergänzt die Grünen-Fraktionssprecherin.

Auch die Waldheimarbeit hält sie für unterstützenswert: »Viele Eltern und Kinder profitieren davon oder sind auf diese Ferienbetreuung angewiesen.« So wählten 569 Stuttgarter einen Neubau der Gruppenräume für das Ferienwaldheim und die Seniorenfreizeit des Waldheims Weidachtal auf Platz 43.

Was passiert denn nun mit den zahlreichen Vorschlägen und Ideen der Bürger? Die Verwaltung – sprich Fachämter, Eigenbetriebe und Beteiligungsunternehmen – wird die »Top 130« auf ihre Realisierbarkeit hin bewerten und ihre Einschätzung noch vor der Sommerpause dem Gemeinderat vorlegen. Dieser wird die Ergebnisse der Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt 2016/2017 öffentlich bekanntgeben

Der Bürgerhaushalt in Zahlen

Nach 2011 und 2013 findet in diesem Jahr der dritte Bürgerhaushalt statt. Bis zum Ende der aktiven Phase Ende März haben 38 369 Stuttgarter an dem Verfahren teilgenommen. Vor zwei Jahren waren es noch 26 992. Nach Zusammenfassung gleicher Ideen sind 3122 Vorschläge (2013: 2943) zusammengekommen, die von mehr als 1,2 Millionen Einwohnern (2013: rund 952 000) bewertet wurden. Mehr als 70 Prozent aller Vorschläge sind mit Ausgaben verbunden. Der Schwerpunkt mit 34 Prozent liegt beim Thema Verkehr, auch die Bereiche ÖPNV, Grünflächen/Wald/ Friedhöfe und Stadtplanung sind den Bürgern wichtig. Obwohl die Kategorie Bildung vergleichsweise weit hinten angesiedelt ist, findet sich mit dem KCG ein Bildungsthema auf dem ersten Platz. Auch in absoluten Zahlen liegt Möhringen mit 4562 Teilnehmern (2013: 1237) an der Spitze, das entspricht einer Beteiligungsquote von knapp 15 Prozent. In den anderen Stadtbezirken hat sich die Beteiligung gegenüber 2013 ebenfalls erhöht.