Möhringen nah am Konflikt

Der Krieg in Libyen droht zu eskalieren – mit Folgen für „Africom“

 

Bürgerkrieg, Stellvertreterkrieg, Terror. Friedensbemühungen sind dem Scheitern nahe. Ausläufer des Konflikts in Libyen könnten bald auch Möhringen erreichen – so unglaublich das auch scheinen mag. Der Grund: Die USA sind beteiligt. Und deren zuständiges Regionalkommando sitzt in den Kelley-Barracks – das „Africom“.

 

VON KLAUS GRUNDGEIGER

 

Seit dem Bürgerkrieg in Libyen 2011, in den auch Frankreich, Großbritannien und die USA eingegri en hatten, und dem Diktator Muammar al-Gadda zum Opfer  el, ist das nordafrikanische Land nicht mehr zur Ruhe gekommen. In der Hauptstadt Tripolis sitzt der von der Uno (einschließlich Deutschland) anerkannte libysche Premier Fajes al-Sarradsch. Ihn unterstützen die Türkei, Italien und Katar. Sein Gegenspieler im weiten Osten des Landes, der lybische Warlord General Chalifa Haftar, hat insbesondere Frankreich, Russland, das Nachbarland Ägypten sowie einige Golfstaaten mit den Vereinigten Arabischen Emiraten an seiner Seite. Gefahr droht den Menschen im Land vor allem von der im Untergrund aktiven Terrororganisation ISIS (Islamischer Staat) und Resten der Al Qaida. Was hat dies nun alles mit Africom in Möhringen zu tun? Das US Africa Command (AFRICOM) wurde 2008 etabliert und ist innerhalb der US-Streitkräfte zuständiges Regionalkommando für den afrikanischen Kontinent (exklusive Ägypten). Ursprünglich sollte dieses Hauptquartier auf dem afrikanischen Kontinent eingerichtet werden. Aber in der Afrikanischen Union gab es dagegen Proteste und so entschied Anfang 2013 Präsident Obama, dass es in Stuttgart bleiben solle.

 

Die Aufgaben des seit Juli 2019 vom mittlerweile fünften Befehlshaber, General Stephen J. Townsend, geführten Regionalkommandos mit rund 1500 Angehörigen klingen nur gedämpft kriegerisch: „Das United States Africa Command AFRICOM betreibt, in Zusammenarbeit mit anderen US-Regierungsagenturen und internationalen Partnern, ein kontinuierliches sicherheitspolitisches Engagement. Dazu gehören, gemäß der US-Außenpolitikdoktrin: militärische Hilfsprogramme und Aufbauprogramme sowie Militär operationen, um Afrika zu sichern und zu stabilisieren.“

 

Aber schon im Bürgerkrieg 2011 © ogen die Amerikaner Luftangri e in Libyen. Vor einem Jahr bestätigte Townsends Vorgänger, General Thomas D. Waldhauser, dem US-Senat, Africom habe 2018 gezielte militärische Aktionen gegen die Terrororganisationen ISIS-Libyen und Al Qaida Maghreb (AQIM) ausgeführt, um der Regierung in Tripolis mehr Stabilität zu verschaffen.

 

Im September berichtete Africom von mehreren Luftangri en im Süden Libyens, um ISIS-Anführer und -Kämpfer zu „eliminieren“ und die Handlungsfähigkeit der Terrororganisation zu schwächen. An die 50 Personen seien dabei getötet worden – jedoch keine Zivilisten.

 

Am 21. November hatten die USA gemeldet, dass in Libyen über Tripolis eine unbewa nete Aufklärungsdrohne „verloren“ worden sei. Drohneneinsätze in Libyen seien nötig, um ständig die Sicherhei tslage zu beobachten und terroristischen Aktivitäten zu begegnen. Sie seien im Übrigen mit den zuständigen Stellen der libyschen Regierung abgesprochen.

 

Vertreter der US-Regierung trafen sich Ende November mit Warlord Haftar, um über ein Ende von dessen O ensive auf die Hauptstadt Tripolis zu verhandeln und eine „politische Lösung“ für den Kon© ikt in Libyen zu erreichen – vergeblich ...

Zurück

Einen Kommentar schreiben