Möhringen stockt – und lebt auf

Covid-19 beein¬ usst Handel und Wandel im Stadtteil in historischem Ausmaß

 

Man muss es martialisch ausdrücken: Covid-19 hat, begleitet von unaufhörlichem Kampfgeschrei in den Medien, auch in Möhringen eingeschlagen wie eine Bombe. Die Häuser stehen zwar noch, aber das Virus hat die Möhringer verstört, ihr gesellschaftliches Leben wochenlang niedergezwungen, Existenzen an den Rand des Ruins gebracht. Nun grünt ein wenig Hoffnung.

 

VON KLAUS GRUNDGEIGER

 

Hotels und Restaurants wurden angesichts der Pandemie gesperrt, die ö entliche Unterhaltung – beispielsweise im SICentrum bei den Musicals, in den Kinos und der Saunalandschaft – kraft Gesetzes verboten. „Die aktuelle Lage ist für uns alle nicht einfach – auch nicht für unsere Kolleginnen und Kollegen vor, auf und hinter den Bühnen“, klagte man dort in der Möhringer Vergnügungslandschaft. Nicht einmal in der Spielbank konnte man mehr auf Gewinn setzen. Denn: „Auf Veranlassung der Landesregierung von Baden-Württemberg ist unser Haus bis auf Weiteres geschlossen.“

 

Plötzlich durften die Möhringer Beherbergungsbetriebe, ansonsten stolze Tagungs-, Messeund Musical-Hotels, nur noch zu geschäftlichen, dienstlichen oder, in besonderen Härtefällen, zu privaten Zwecken Gästen Quartier bieten. Der Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg (DEHOGA) klagte: „Gastronomie und Hotellerie liegen am Boden.“ Das galt von jetzt auf nachher, wie an anderer Stelle dieser Ausgabe zu lesen ist, in Möhringen auch für viele andere Handelsund Gewerbetreibende.

 

Maskenball

 

Und das Virus vermieste urplötzlich den Möhringern auch die Freizeit. Beispielsweise durften weder der SVM, immerhin eine Sportvereinigung von 1887, noch der 1. SV Fasanenhof ihren Mitgliedern draußen oder drinnen etwas bieten: „Der gesamte Trainings- und Sportbetrieb in allen Turn- und Sporthallen, auf allen Vereinssportanlagen und in sonstigen Vereinsräumen ist bis auf Weiteres untersagt“, hieß die (bundesweite) Anordnung. Gläubige konnten keine Gottesdienste besuchen, für Fahrschüler rückte der begehrte Führerschein erst einmal in weite Ferne. Der tägliche Einkauf wurde wie der Besuch auf einem „Maskenball“, Kinder waren mit eigentlich berufstätigen Eltern in die Wohnungen gezwungen, ihr Bewegungsdrang erstickt. Und, und, und ...

 

Der „Stufenfahrplan“

 

Winfried Kretschmann hat am 6. Mai nach der Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel einen „Stufenfahrplan“ zum Ausstieg aus den Corona- Beschränkungen vorgestellt. Der Plan, so Baden-Württembergs Regierungschef vorsichtig, gelte natürlich „vorbehaltlich der Infektionslage“. Denn schließlich weiß keiner der hundertfach befragten und häuŸ g unterschiedlich antwortenden Experten, was die weltweite Epidemie uns noch bescheren wird. Die entscheidenden Kriterien, wann gegen Covid-19 geimpft werden kann, mit welchen Gegenmitteln von ihm befallene Menschen erfolgreich zu behandeln sind, haben nach wie vor Fragezeichen hinter sich. Und doch steht nun bundesweit das Wiederhochfahren der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens auf der politischen Agenda. Was heißt das – unabhängig von den bekannten und von weiten Teilen der Bevölkerung eingehaltenen persönlichen Hygieneregeln – für das Leben in Möhringen? Seit dem 11. Mai dürfen für die Kinder Spielplätze wieder geö - net werden. Unter anderem auch Spielhallen, Freiluft-Sportanlagen für Sportaktivitäten ohne Körperkontakt – wie etwa Tennis. Auch Freiluft-Sport mit Tieren ist möglich – wie bei der Reitschule Hölzel an der Unteren Körschmühle. Und was Stefan Horlacher mitteilt, wird bisherige Fußgänger in Möhringen freuen: „Laut Verkehrsministerium Baden-Württemberg dürfen Fahrschulen ab 11. Mai 2020 vollumfänglich wieder öffnen.“

 

Noch vor PŸfingsten (31. Mai/1. Juni) ist – je nach Abstimmung mit den jeweiligen Trägern – die Ö nung der Kindergärten mit einer maximalen Belegung bis zu 50 Prozent möglich. Und ebenfalls vor PŸ ngsten können die Gastronomen den Außenbereich ihrer Betriebe bewirtschaften (der Innenbereich folgt später). Nach PŸfingsten dürfen die Hotels auch wieder touristische Gäste aufnehmen, Besucherzentren und Freizeitparks können ö nen, ebenso Fitnessstudios, Tanzschulen, Kletterhallen, Indoorsporthallen und Indoorspielplätze. Das Freibad freilich bleibt noch geschlossen – Spaß- und Freizeitbäder können aber zunächst für Schwimmkurse und Schwimmunterricht öffnen. Was wie wann dann im Freibad Möhringen stattŸfinden kann, wird von den Bäderbetrieben der Stadt Stuttgart erst noch entschieden.

 

Zurück auf Los!

 

Und dann: Ab 1. September ist es voraussichtlich auch beim Palladium und Apollo Theater nicht mehr „dark, also dunkel“, wie das Stage-Sprecher Stephan Jaekel beschrieben hat. So lange ist dort die überwiegende Zahl der Mitarbeiter einschließlich der Darsteller in Kurzarbeit. Aber die Muttergesellschaft Stage Entertainment in Hamburg scheint den Angri von Covid-19 Ÿ nanziell überstehen zu können. Das Signal dafür: Sie hat für ihre Kurzarbeiter das Geld aufgestockt.

 

"Wenn aber..."

Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass Landkreise oder kreisfreie Städten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage sofort wieder ein konsequentes Beschränkungskonzept umsetzen müssen. „Es geht also darum, lokale und regionale Brandherde umgehend durch schnelle, örtlich begrenzte Beschränkungen zu bekämpfen“, so Winfried Kretschmann nach der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.

 

red

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