Möhringens ältester Verein

175 Jahre Liederkranz: eine lange, bewegte Geschichte (Teil 1)

 

Im Jahr 1909 entstand der heutige „Liederkranz Möhringen e. V.“ durch den Zusammenschluss der drei örtlichen Gesangsvereine „Männergesangsverein“, „Eintracht“ und „Sängerlust“. Sein Jubiläum bezieht sich auf das Jahr 1846, als der erste von ihnen gegründet wurde. 

 

Von Sonja Mailänder 

 

Ähnlich wie andernorts im damaligen Königreich Württemberg führten auch in Möhringen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Abschaffung der Leib- und Grundherrschaft und die einsetzende Industrialisierung zu einer grundlegenden Änderung der ökonomischen und sozialen Verhältnisse. In diesen Kontext fällt die Gründung von ersten Vereinen wie dem „Liederkranz“, zu dem sich in Möhringen im Jahr 1846 elf sangesf reudige Mä n n e r zusammenschlossen. Bereits wenige Jahre später bestand er aus einer stattlichen Sängerschar, die außer Kirchen- auch Volks- und Freiheitslieder einübte. Ihren ersten größeren Auftritt hatte sie am 11. November 1855 bei der Einweihung der neu erbauten St. Martinskirche. 

 

Noch im selben Jahr schloss sich der „Liederkranz“ dem „Schwäbischen Sängerbund“ an, an dessen Preissingveranstaltungen er daraufhin sehr erfolgreich teilnahm. Aufgrund einer zu kurzen Vorbereitungszeit und einiger junger ungeübter Sänger konnte im Jahr 1868 allerdings kein Preis gewonnen werden. Dieser Misserfolg führte zu einer Abspaltung von etwa 25 bis 30 jungen Männern, die nach einer geeigneten Ausbildung wieder mit dem „Liederkranz“ vereint werden sollten. Es kam jedoch bald zu einem Zerwürfnis mit dem Resultat, dass Anfang der 1870er-Jahre allein der „Männergesangsverein“ aus den beiden getrennten Gruppierungen hervorging. Auch dieser sang wieder erfolgreich auf Sängerfesten des „Schwäbischen Sängerbundes“ sowie des 1881 gegründeten „Fildersängerbundes“, dem er ebenfalls beitrat. 

 

Zu einer erneuten Abspaltung kam es im Jahr 1889, als ein Teil der Sänger sich zur „Eintracht“ zusammenschloss. Auch dieser Verein errang angesehene Preise und trug durch sein Mitwirken im gemischten Kirchenchor viele Jahre zu Gottesdiensten bei, was ihm innerhalb der Gemeinde große Anerkennung einbrachte. 

 

Ursprünge des Kinderfestes

 

Im Jahr 1892 sammelte ferner der damalige Seminarist August Kiess eine Schar fast gleichaltriger junger Freunde um sich und gründete mit ihnen als dritten Gesangsverein die „Sängerlust“. Unter dessen Leitung wurden in Möhringen am 17. Juni 1906 die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des „Fildersängerbundes“ abgehalten. Zu diesem Anlass schmückte man den Ort und errichtete in den Hauptstraßen Ehrenpforten. Es wurde ein großer Umzug mit Reitern, Herolden, vielen Festwagen, schmucken Festdamen und 50 Vereinen veranstaltet, auf dessen kostümierte Jugendgruppen das spätere Kinderfest zurückgeht. 

 

In den folgenden Jahren wurden mehrfach Gespräche zwischen den drei ortsansässigen Gesangsvereinen geführt. Es war schließlich der sich im Heimaturlaub befindende königliche Hofopernsänger August Kiess, der ihre Vorstände am 13. Juni 1909 im Gasthaus „Zum Adler“ an einen Tisch brachte. Zur endgültigen Zusammenlegung kam es dann am 23. Juni 1909 in der Wirtschaft „Zum Ochsen“. Damit ging der Wunsch vieler Sänger sowie der Einwohnerschaft Möhringens in Erfüllung. 

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 29/2021)

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