Möhringens Vorgeschichte

Durchstreiften schon in der Altsteinzeit erste Sammler und Jäger unsere Gemarkung?

 

Ob bereits zur Zeit des Homo heidelbergensis vor etwa 600.000 Jahren Menschen im Bereich der Filder, auf denen Möhringen liegt, lebten, konnte bisher nicht sicher nachgewiesen werden. Dennoch lässt sich auch für unsere Heimat ein ungefähres Bild der vorgeschichtlichen Perioden aufzeigen.

 

Von SonjaMailänder 

 

Mitteleuropa wird insbesondere seit den letzten rund 800.000 Jahren durch einen mehrfachen extremen Wechsel von kaltem, trockenem und eher warmem, feuchtem Klima geprägt. Bis zum Einsetzen der bislang letzten Warmzeit vor 11.600 Jahren wird dieser Zeitabschnitt dem Pleistozän, dem „Eiszeitalter“, zugerechnet. Auf den Fildern hat man sich in den Kaltzeiten eine baumlose, steppenartige Graslandschaft vorzustellen, während sich in den Warmzeiten immer wieder Wald ausbreiten konnte. Somit veränderten sich die Umwelt-und Lebensbedingungen mehrfach grundlegend. 

 

Aus Höhlenfunden auf der Schwäbischen Alb weiß man, dass sich die ersten Menschen dort von der Jagd und durch das Sammeln von Wildobst, Nüssen, Pilzen, Knollen und Ähnlichem ernährten. Auch auf den Fildern herrschten für diese Lebensweise gerade in den Kaltzeiten günstige Voraussetzungen, denn in den flachen offenen Grasländern weideten Großtiere wie Mammut, Nashorn, Wildpferd oder Rentier, und die umgebenden Höhenzüge des Schurwalds und Schönbuchs boten ideale Aussichtspunkte, von denen aus die Beutetiere erspäht werden konnten. Auch wenn sich dies nicht direkt nachweisen lässt, darf man also davon ausgehen, dass das Gebiet bereits während der Altsteinzeit von Sammlern und Jägern durchwandert wurde, die hier ihre Lager aufschlugen und rasteten, aber immer wieder weiterzogen, um neues Wild aufzuspüren. 

 

Mittelsteinzeit 

 

Mit dem Beginn der bislang letzten Warmzeit vor etwa 11.600 Jahren, die als Holozän bezeichnet wird, setzt in der Menschheitsgeschichte die Mittelsteinzeit ein. Aus dieser Epoche weisen Steinwerkzeugfunde, beispielsweise in Degerloch, erstmals gesichert auf die Anwesenheit von Menschen auf den Fildern hin. Noch immer bestanden ihre Existenzgrundlagen damals im Jagen und Sammeln, weshalb ein Leben in dauerhaften Siedlungen nicht möglich war. Allerdings mussten sie ihre Ernährungsgewohnheiten langsam neuen Umweltverhältnissen anpassen: Bereits ab etwa 17.000 Jahren vor heute war das Klima nach und nach milder geworden und, unterbrochen durch mehrere Kälterückschläge, hatte sich langsam wieder eine dichtere Pflanzendecke mit Zwergsträuchern, Wacholder und Birke, später auch Kiefer ausgebreitet. Mit der deutlichen Erwärmung im Holozän kamen nun anspruchsvollere Holzarten wie Hasel, Eiche, Ulme, Ahorn, Linde, Buche, Esche und Erle sowie Tanne und Fichte hinzu. Zum Ende der Mittelsteinzeit vor etwa 7500 Jahren waren die Filder von fast geschlossenen Wäldern bedeckt, die nur durch kleinere Wasserläufe unterbrochen wurden. Mit der Vegetation veränderte sich auch die Tierwelt: Allmählich verschwanden die Steppentiere, und andere Großsäuger wie Hirsch, Reh oder Wildschwein zogen in die Waldlandschaft ein. 

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 35/2021)

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