Nachts auf „Brandbekämpfung“

 

Es gibt Berufe, da bringt die Nacht so viel wie der Tag. Im Polizeirevier 4 in Möhringen ist zu dieser Zeit Hochbetrieb. „Möhringen Aktuell“ machte die Probe aufs Exempel und schickte einen jungen Mitarbeiter mit auf eine „ganz normale“ Nachtfahrt in den Filder-Vororten.

 

Von Moritz Riedacher

 

Ich werde überaus freundlich von Polizeioberkommissar (POK) Frank Abt empfangen. Der Schichtführer des Revier-Nachtdienstes erklärt: „Ich nehme erst die Aufträge vom Tagdienst entgegen und verteile dann die Post an meine Kollegen.“ Im Revier ist mehr Aufruhr, als ich mir vorgestellt habe. Überall hasten Kollegen hin und her, packen ihre Ausrüstung zusammen oder aus. Das ist normal. Zur Tagesschauzeit ist Wachablösung. Die Nachtschicht beginnt.

 

Und sie beginnt im Besprechungszimmer. Alle Diensthabenden versammeln sich an einem Tisch. Sie sind volluniformiert – mit Rollpulli, Hemd, kugelsicherer Weste und Jacke. Es wird notiert, wer anwesend ist. Der Oberkommissar hat dazu eine Liste vor sich. Lockere Plaudergespräche, man trinkt Kaffee und Wasser. Die letzten Mails werden von Frank Abt an die Kollegen verteilt. Nun wird besprochen, welche Streifenwagenbesatzung (immer zwei!) welche Autos nimmt, um auf Nachtstreife zu fahren. Abt wünscht allen Kollegen „Frohes Schaffen!“ und die Runde löst sich auf.

 

Die Streife beginnt

 

Ich bleibe mit Frank Abt, Tobias Tomaszewski (Pressesprecher des Polizeipräsidiums) und den Streifenbeamtinnen Jessi Becker und Jennifer Janoska zurück. Unser Team bespricht die Aufträge und Vorfälle vom Tag. Der Schichtführer berichtet: „Am Wochenende ist immer sehr viel los. Das sind dann auch die gefährlicheren Tage.“ Der Streifenwagen ist variabel bepackt. „Man weiß nie, was einen in der Nacht erwartet, deswegen müssen wir auf alles vorbereitet sein“, sagt Frank Abt. An Bord findet sich alles, was zum Absichern und ersten Bereinigen einer Unfallstelle benötigt wird, aber eben auch Maschinenpistolen und sogar eine Amokausrüstung. Denn: „Wir sind sozusagen die Feuerwehr der Polizei.“

 

Wir fahren Richtung Vaihinger Bahnhof. Vorher stellen wir das Auto ab und patrouillieren zu Fuß durch den Stadtpark. „Hier sitzen im Sommer viele Jugendliche und sind sehr laut, sodass sich die Anwohner beschweren“, berichtet der Schichtführer. Seine Beamten kennen genau die Orte, an denen sich Jugendliche oft aufhalten, und führen dort Alters- und Drogenkontrollen durch. Am Bahnhof erhält eine Beamtin eine Vermisstenmeldung per Funk: Ein Mädchen sei „abgängig“. Das Team bekommt eine genaue Beschreibung, die auf einem Notizblock notiert wird. Wir machen uns auf den Weg. Frank Abt erklärt mir: „Insgesamt gesehen gibt es kein Delikt, das besonders häufig passiert. Es ist bunt gemischt und immer alles dabei. Einbrüche passieren in letzter Zeit öfter, Vermisstenmeldungen bekommen wir immer mehrere rein.“

 

Ich als „Polizist“

 

Zurück im Revier darf ich eine richtige Schutzausrüstung anziehen, bestehend aus der kugelsicheren Weste, einem Lendenschutz, einem Überwurf und einem Helm. Das zusammen macht mich gefühlt zehn Kilo schwerer und mir bleibt fast die Luft weg, als ich darüber informiert werde, dass man damit rennen, springen und klettern muss. Ich frage die Beamten, wie sie mit der psychischen Belastung ihres Berufs umgehen. Das mache jeder anders, erklären sie. Es helfe aber, darüber zu sprechen. Trotz Erfahrung lasse sich das Vorgehen, zum Beispiel bei der Überbringung einer Todesnachricht, nicht auf eine Methode festlegen. Unser letzter Einsatz führt uns zu einem jungen Mann. Er zittert leicht und ihm ist schwindelig. Drogen? Eine andere Streife hat ihn aufgehalten und ihm einen freiwilligen Urintest angeboten. Wir bringen den Beamten einen Becher vorbei. Denn: „Auch für die vermutlich kleineren Arbeiten ist die Polizei da. Ob Rohrbruch oder kaputte Ampel, wir sind dort der erste Ansprechpartner.“ Ergebnis: Der junge Mann ist „sauber“.

 

Das Polizeirevier

Das Revier 4 befindet sich in der Balinger Straße 31 in Stuttgart-Möhringen. Es ist unter der Telefonnummer 0711/8990-3400 zu erreichen.

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