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Sieben Freunde bringen Kinderaugen mit Modelleisenbahnen zum Strahlen

 

Im Schaufenster von Waldbaur an der Filderbahnstraße fahren seit Kurzem zwei Modelleisenbahnen auf und ab. Sie sind in liebevoller Detailarbeit entstanden. Die Macher sind keine Unbekannten.

 

Von Emily Schwarz

 

Beim Christkindlesmarkt 2007 bauten „die Eisenbahner“ das erste Mal ihre Modelleisenbahnanlage an der Martinskirche auf – „damit die Kinder auf dem Markt auch was zum Anschauen haben“, erzählen Martin Arnold, Klaus Rode und Martin Weil. Seitdem ist die Anlage nicht mehr wegzudenken. Zu den Eisenbahnern gehören inzwischen auch die Söhne Tobias Rode und Christoph Arnold, Peter Pfeiffer sowie der ehemalige Leiter des Möhringer Waldheims Manfred Dormann, der allerdings vor Kurzem ins Allgäu gezogen ist. 

 

Seit 2009 fertigen die Eisenbahner spezielle Handwerker-und Themenwaggons an, die nach dem Christkindlesmarkt noch im Schaufenster bei Waldbaur zu sehen waren. Der Clou: Firmen und Institutionen geben die Herstellung und Gestaltung ihres Wagens bei den Eisenbahnern in Auftrag. Dafür bezahlen die Firmen eine Pauschale von 150 Euro – viele geben aber auch mehr. Die Einnahmen spenden die Eisenbahner nämlich an den Förderkreis krebskranker Kinder. Mehr als 39.000 Euro kamen dabei über die Jahre zusammen. 

 

Der Christkindlesmarkt wurde aufgrund der Pandemie nun schon das zweite Jahr in Folge abgesagt. Dennoch müssen die Möhringer Kinder und Passanten nicht auf „ihre Zügle“ verzichten. Die Firma Waldbaur stellt den Eisenbahnern dieses Jahr die ganze Länge des Schaufensters zur Verfügung, sodass insgesamt 15 Wagen auf zwei Pendelstrecken von links nach rechts und wieder zurück tuckern. Alle haben einen Bezug zu Möhringen. 

 

Neu dabei ist zum Beispiel der Wagen vom Heimatmuseum Möhringen im Spitalhof, den Klaus Rode nachgebaut hat, und der von Kieferorthopädin Dr. Barbara Staub, der mittels Zahnbehandlungsstuhl von Playmobil kurzfristig noch am Tag des Auftrags von Martin Arnold gebaut wurde. Bauingenieur Volker Haisch wiederum hat sich gewünscht, den Radlader, den er selbst als Kind von seinem Vater bekommen hatte, auf „seinem“ Waggon zu sehen. 

 

Die Proportionen sind nicht immer maßstabsgetreu, oft sind die passenden Teile zu teuer oder es gibt sie erst gar nicht. Manch „professionellen“ Modelleisenbahnfan könnte stören, dass die ausgestellten Zuggarnituren in der Realität so nie gefahren wurden. „Uns ist der Spielwert wichtiger, die Kinder sollen einfach ihre Freude beim Anschauen haben“, kontert Martin Arnold. Er selbst baut seine Wagen gern aus vermeintlich wertlosem Schrott wie alten Blechdosen. Nur die Rollen und Achsen kaufen die Eisenbahner zu, der Rest wird in Kleinarbeit selbst ausgetüftelt. Die Eisenbahner möchten vermitteln, dass man auch mit einfachen Möglichkeiten Kinderaugen zum Strahlen bringen kann. 

 

Alle zwei Jahre gestalten die sieben Freunde eine neue Themenlandschaft, durch die ihre Eisenbahnen tuckern: Eine Bergwelt im Schnee mit Seilbahn, Jim Knopf in Lummerland und eine große Baustelle waren schon auf dem Christkindlesmarkt zu sehen. 2022 wird der „Wilde Westen“ noch einmal an der Martinskirche aufgebaut werden. So hat sich über die Jahre viel Material angesammelt, für welches die Eisenbahner einen Raum von der Gemeinde angemietet haben. Einen Teil lagern sie auch das Jahr über bei der Firma Waldbaur.

 

Dass sie einmal solch einen Erfolg haben würden, damit hatten die drei Eisenbahner Arnold, Rode und Weil vor 15 Jahren nicht gerechnet. „Inzwischen kommen Firmen auf uns zu und fragen an, ob wir ihnen einen Wagen bauen und sie spenden dürfen – früher war es andersrum.“

 

Ein Erlebnis ist Arnold über die Jahre im Gedächtnis geblieben. Auf dem Christkindlesmarkt bat ihn eine ältere Frau, den Zug anzuhalten. Warum? „Ich steh seit eineinhalb Stunden hier, ich friere. Aber mein Enkel will einfach nicht gehen.“ 

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 49/2021)

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