Neue Zeckenarten

 

Der FSME-Überträger Auwaldzecke verbreitet sich bundesweit. Forscher sagen, die regional unterschiedliche FSME-Entwicklung mache weitere Forschung erforderlich. Der 6. Süddeutsche Zeckenkongress findet vom 28. bis 30. März in Hohenheim statt. 

 

Im Rahmen einer Studie, die Bürgerinnen und Bürger dazu aufrief, Zeckenfunde einzusenden (wir berichteten), sammelte Prof. Ute Mackenstedt von der Uni Hohenheim über 8.000 Zecken aus ganz Deutschland. „Der Großteil davon sind Zecken der Gattung Dermacentor, darunter vor allem die Auwaldzecke Dermacentor reticulatus. Die Einsendungen kamen aus allen Bundesländern. Daran sehen wir, dass sich die Auwaldzecke bundesweit ausbreitet.“ 

 

In ihrem Forschungsprojekt untersuchte Mackenstedt außerdem die Verbreitung der Tropenzecken Hyalomma. Diese werden durch Zugvögel in Deutschland eingetragen. „Im Jahr 2021 wurden uns nur zehn Tropenzecken zugesendet“, so Mackenstedt – in den Jahren 2019 und 2020 waren es insgesamt 191. Das deute darauf hin, dass die Entwicklung der Tropenzecke von den Wetterbedingungen abhänge. Heißt im Klartext: Mit mehr heißen Sommern mit langen Trockenphasen könnten sich auch die Tropenzecken in Deutschland weiterentwickeln. Sie übertragen gefährliche Krankheitserreger, zum Beispiel das Zecken-Fleckfieber. 

 

Bereits jetzt stellen heimische Zecken ein Gesundheitsrisiko dar. Dass der Holzbock FSME überträgt, ist bekannt. In den bundesweit verbreiteten Auwaldzecken wurde das FSME-Virus ebenfalls nachgewiesen. Durch Zeckenstiche können die Viren auf Menschen übertragen werden und zu FSME-Erkrankungen führen. Die meisten Erkrankungen treten nach wie vor in Baden-Württemberg und Bayern auf, insgesamt sind in Süddeutschland besonders höher gelegene Landkreise betroffen. Auch auf Bundesebene gibt es regionale Unterschiede. Während die Fallzahlen in Süddeutschland zurückgingen, breitet sich FSME in Norddeutschland zunehmend aus. „Das deutet darauf hin, dass unterschiedliche Umweltfaktoren in den beiden Regionen Einfluss auf die Verbreitung der Krankheit haben“, sagt Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME in München. Diese Erkenntnis zeige weiteren Forschungsbedarf zur Epidemiologie der FSME und mache eine angepasste Impfstrategie erforderlich. Zu diesem Ergebnis kamen die Zecken-Fachleute auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Kongresses.

 

red

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 11/2022)

 

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