„Orglgschwätz“

Wird die 400 000-Euro-Marke für eine neue Orgel geknackt?

 

„Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr 400 000 Euro für unsere neue Orgel in der Martinskirche zusammenbekommen“, war Pfarrer Ernst-Martin Lieb zuversichtlich. Anlass war der Auftritt des Historikers Wolfgang Wulz, dessen unterhaltsamer Vortrag über Stuttgarter Spitznamen ebenfalls im Zeichen der Stiftung „MusicaSacra“ stand.

 

Von Daniel Stoll

 

Wenn das Ziel bis Ende des Jahres erreicht wird, entspricht das der Hälfte der Kosten von rund 800 000 Euro für eine neue Orgel, die vollständig aus Spenden und Stiftungsgeldern aufgebracht werden müssen. Eine immense Herausforderung, derer sich die Möhringer gern und mit großem Engagement gestellt haben. Patenschaften und mehr Die bestehende Orgel stammt aus dem Jahre 1951, hat also ein stattliches Alter erreicht und ist damit allerdings auch zunehmend reparaturanfällig. Um sie mittelfristig ersetzen zu können, wurde vor vier Jahren das Spendenprojekt „MusicaSacra – Stiftung für eine neue Orgel“ ins Leben gerufen. Was seitdem erreicht wurde, lässt sich durchaus sehen: Bis Januar 2015 wurden beachtliche 300 000 Euro gespendet und zahlreiche Patenschaften für Orgelpfeifen übernommen. Um bei ausgewählten Orgelbaufirmen nach Angeboten anfragen zu können, muss nach der Regelung der Landeskirche die Hälfte des Betrags vorhanden sein – ein Ziel, das mittlerweile in greifbare Nähe gerückt ist. Und wenn bis Mitte kommenden Jahres 500 000 Euro gespendet sind, kann ein neues Instrument für die Kirche in Auftrag gegeben werden.

 

Bei einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren „können wir die neue Orgel vielleicht schon auf Martini 2019 zum ersten Mal hören, sozusagen zum 70. Jahrestag der Wiedereinweihung der Martinskirche nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg“, freuen sich Pfarrer Lieb sowie Kantor und Organist Leonhard Völlm. Auch Letzterer legt sich für das gemeinsame Ansinnen mächtig ins Zeug: So hat er mehrere Patenschaftskonzerte organisiert, und am Christkindlesmarkt ließ er sich kürzlich öffentlich aufwiegen (siehe Seite 8).

 

Der Auftritt des Historikers Wolfgang Wulz in der Martinskirche war zwar kostenfrei, doch beileibe nicht umsonst: Spenden und der Erlös aus dem Verkauf signierter Bücher kamen – wie sollte es anders sein – dem Orgelneubau zugute.

 

Die „Hexer“ Möhringens

 

Und nebenbei kamen die Besucher voll auf ihre Kosten. Der Herrenberger sprang kurzfristig für den erkrankten „Benefizschwätzer“ und laut Wulz „meistgelesenen Dialektautor der Welt“ Gerhard Raff ein, mit dem ihn neben der Liebe zum Schwäbischen und zum abgründigen Humor des Mundartdichters Thaddäus Troll eine tiefe Freundschaft verbindet. Pointiert und humorvoll schilderte Wulz verschiedene Stuttgarter Necknamen, wobei die Geschichte der „Hexen“ für die Möhringer eher eine berührende und traurige sei: Im 17. Jahrhundert hatte der Aberglaube die Filder besonders fest im Griff: Allein in Möhringen sei in den Jahren 1662 bis 1665 ein Sechstel der Bevölkerung der Hexerei verdächtigt worden.

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