Pionier- oder Prestigeobjekt?

Schon jetzt formiert sich in Vaihingen Widerstand gegen das Seilbahn-Projekt

 

Im Vaihinger Bezirksbeirat stand kürzlich die Umwandlung des brachliegenden Eiermann-Campus in ein modernes gemischtes Vorzeigequartier auf der Tagesordnung – und dessen mögliche Verkehrsanbindung per Seilbahn. Ein Thema, das Möhringen gleichermaßen betrifft. Doch im Nachbarbezirk regt sich bereits jetzt Widerstand gegen das Projekt in Form einer Bürgerinitiative.

 

Von Daniel Stoll

 

Der erste Zwischenbericht der Seilbahn-Machbarkeitsstudie wurde bereits Ende vergangenen Jahres in einer gemeinsamen Sitzung beider Bezirksbeiräte vorgestellt – und klang durchaus vielversprechend. „Inzwischen ist die Machbarkeitsstudie fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen“, erklärte Andreas Hemmerich, der beim Amt für Stadtplanung und Wohnen für das Sachgebiet Allgemeine Verkehrsplanung verantwortlich ist. Danach werde die Stadt Folgeaufträge vergeben, in de nen Detailfragen wie der genaue Streckenverlauf, Zwischenstationen, Dimensionen der Haltestellen und Ähnliches untersucht werden.

 

Grundsatzentscheidung steht 2021 an

 

„Wir betreten absolutes Neuland, es gibt kein vergleichbares realisiertes Projekt in Deutschland“, betonte der Stadtplaner und fügte hinzu: „Wir sind nach wie vor beim Stand einer Idee.“ Im kommenden Jahr werde die Grundsatzentscheidung gefällt, ob und in welcher Form eine Seilbahn vom Eiermann-Campus über den Bahnhof zum Synergiepark und weiter zu einem anvisierten Parkhaus an der Nord-Süd-Straße realisiert werde.

 

Angesichts des noch immer recht frühen Planungsstadiums hat sich bei den Vaihingern allerdings bereits deutlicher Wi derstand gegen das Projekt Seilbahn gebildet, angefangen von den Reihen des Bezirksbeirats: „Ich halte das für einen Gag“, meinte etwa Reinhard König von Die Fraktion Linke SÖS Piraten Tierschutzpartei. Die Beförderung per Bus sei doch viel einfacher und billiger. Sein Fraktionskollege Gerhard Wick schlug in die gleiche Kerbe und sprach von einer „Prestigeidee“, besonders im Hinblick auf die IBA‘27 – die Quartiersentwicklung des Eiermann-Areals ist Teil der Interna tionalen Bauausstellung in sieben Jahren.

 

Gegensätzliche Argumente

 

Einer ähnlichen Wortwahl – „kein Prestigeobjekt zulasten der Vaihinger Bürger und der ganzen Stadt“ – bedient sich ein Schreiben, das an dem Sitzungsabend die Runde machte: Es stammt von der Bürgerinitiative „Rettet das Rosental“, die hier erstmals öffentlich in Erscheinung trat. Deren Sprecherin Eva Klingenstein äußerte ihre Sorge um eine mögliche Zerstörung ebenjenes Naherholungsgebiets durch eine Seilbahntrasse. Als weitere Nach- teile sind unter anderem hohe Bau- und Betriebskosten, geringe Auslastung oder fehlende Flexibilität aufgeführt – Argumente, die im ersten Bericht zur Machbarkeitsstudie von wissenschaftlicher Seite allerdings ganz anders klangen: Im Gegenteil hatte darin Michael Welsch vom Stuttgarter Büro SSB Consult Beratende Ingenieure GmbH den geringen Flächenbedarf nebst kaum Wartezeiten, geringe Kosten im Vergleich zur Stadtbahn und schnelle Umsetzbarkeit als Vorzüge einer Seilbahn hervorgehoben.

 

Andererseits ist und bleibt deren Manko gegenüber anderen öffentlichen Verkehrsmitteln die fehlende Kurvenfähigkeit. Dies kann durch eine abschnittsweise Führung an Schienen, beispielsweise nach den Zwischenstationen beim Vaihinger Freibad und Bahnhof, ausgeglichen werden.

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