Quietschen und Vibrationen

Eine Bürgerinitiative kämpft gegen Schienenlärm in Möhringen und Vaihingen

 

Die Bürgerinitiative Reduzierung Schienenlärm setzt sich seit über einem halben Jahr für eine Verbesserung der Situation von Anwohnern entlang der viel befahrenen Stadtbahnstrecken Möhringens und Vaihingens ein. Erste kleine Erfolge haben sich eingestellt: „Man spricht miteinander“, so Mitinitiator Jürgen Häberle.

 

VON DANIEL STOLL

 

„Wir alle stehen dem ÖPNV positiv gegenüber und nutzen ihn selbst“, schickt Häberle voraus. „Wir hatten selbst ein Jobticket“, fügt Heidrun Cargnelli hinzu. Beide haben gemeinsam mit Brunhilde Shaikh und neun weiteren Mitgliedern im Juli vergangenen Jahres die Bürgerinitiative Reduzierung Schienenlärm aus der Taufe gehoben. Auch heute zählt sie nach wie vor zwölf Mitglieder: „Eine schlagkräftige kleine Gruppe, die gemeinsam mehr erreichen kann als Einzelkämpfer. Wir haben viel Zuspruch und könnten bereits weit mehr als 100 Mitglieder haben, wären dann aber nicht mehr so arbeitsfähig“, erklärt Häberle, der sich mit seinen Mitstreitern alle vier Wochen im Möhringer Bürgertre‘ ein’ ndet, um gemeinsam über bisher erreichte kleine Erfolge und anstehende Aktivitäten zu diskutieren.

 

Miteinander sprechen So wurden bereits Gespräche mit verschiedenen Fraktionen des Bezirksbeirats und des Gemeinderats aufgenommen und eine Stellungnahme zum Lärmaktionsplan formuliert – doch darin schlägt das Amt für Umweltschutz keine Maßnahmen zur Lärmreduzierung im Stadtbahnbereich bis zum Jahr 2024 vor. Als ihre Ziele de’ niert hat die Bürgerinitiative unter anderem die Einrichtung eines Runden Tisches mit Vertretern der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), der Verwaltung, der Politik sowie von Betro‘ enen, die Ausstattung der SSB mit den nötigen Finanzmitteln zur Reduzierung des Lärms durch den Gemeinderat sowie das Recht auf Schallmessungen vor Ort und unter Realbedingungen – bislang erfolgen diese lediglich durch Berechnungen im Planfeststellungsverfahren bei Neubaustrecken und nicht im Realbetrieb. Von den Mitgliedern auf eigene Faust durchgeführte Messungen haben etwa Spitzenwerte im Bereich Leinenweber/ Reiherstraße von 93 Dezibel (dB) ergeben. Zum Vergleich: Eine Holzfräsmaschine bringt es auf 95 dB. Schon ein dauerhafter Geräuschpegel ab 85 dB gilt als kritisch und kann das Gehör irreparabel schädigen.

 

Nachts wird es noch lauter

 

Wenn das Kreischen der Räder und die Vibrationen der schweren Waggons auch noch den Schlaf rauben, leidet die Gesundheit in besonderem Maß. Allerdings soll im kommenden Jahr der Nachtverkehr gar aufgestockt werden. Die Betro‘ enen wollen erreichen, dass dies nur in Verbindung mit Maßnahmen zur Reduzierung von Lärm und Erschütterungen einhergehen darf.

 

Gibt es Lösungen?

 

Und mögliche Maßnahmen gibt es durchaus: Verringerung der Geschwindigkeit, Begrünung der Gleisbette, Lärmschutzwände oder Gleisschmieranlagen. Zum Teil wendet die SSB die Maßnahmen zwar bereits an – nach Ansicht der unmittelbar Betro‘ enen allerdings ohne Erfolg. Insbesondere durch den Austausch der Holzgegen Betonschwellen hat der Geräuschpegel nach ihren Beobachtungen erheblich zugenommen. „Teile der Wohnung sind dadurch inzwischen unbewohnbar“, klagt Häberle, der direkt an der Bahnlinie in der Ernsthaldenstraße auf Vaihinger Gemarkung wohnt. „Auch bei uns ist der Lärm in der gesamten Wohnung wahrnehmbar“, bestätigt die Möhringerin Brunhilde Shaikh. „Das drückt auch auf die Immobilienpreise.“

 

„Das ist ein wichtiges Thema, das jedoch zu komplex ist, um sich in zwei Sätzen adäquat dazu äußern zu können“, sagt SSBPressesprecherin Birte Schaper auf Anfrage. Hierzu bietet sie ein Gespräch mit Experten aus ihrem Haus an, das vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe allerdings nicht zustande kam. Die Mitglieder der Bürgerinitiative jedenfalls kämpfen weiterhin gegen die Lärmbelästigung durch die Stadtbahnen.

 

Für Betroffene

Ein eigener Internetauftritt der Bürgerinitiative Reduzierung Schienenlärm ist derzeit in Vorbereitung. Interessierte können per Mail an stadtbahnlaerm-stuttgart@ online.de Kontakt aufnehmen und einen Fragebogen zu ihrer Betro‘ enheit vom Schienenlärm anfordern. Der Schwerpunkt liegt laut Jürgen Häberle derzeit noch auf den Fildern, wird aber im Laufe dieses Jahres auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet.

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