Riedsee hängt am Tropf

Feuerwehr sorgt für Frischwasserzufuhr – Werte nach wie vor im kritischen Bereich

 

Den aufmerksamen Mitgliedern des Angler Vereins Möhringen (AVM) ist es zu verdanken, dass der bedenkliche Zustand des Riedsees rechtzeitig erkannt wurde und die Stadt Gegenmaßnahmen in die Wege leiten konnte. Doch laut AVM ist noch keine Entwarnung angezeigt – entgegen einer anderslautenden Pressemitteilung der Stadt.

 

Von Daniel Stoll

 

Noch frisch ist die Erinnerung an den August, als rund 60 Fische, zumeist Karpfen und einige Raubfische, aufgrund Sauer- stoffmangels in dem Gewässer verendeten. Auslöser war damals eine Hitze- und Trockenperiode, wodurch Seewasser verdunstet und der kleine Zulauf ausgetrocknet war. Ein Wetterumschwung mit einem starken Regenguss hatte dann niedrige Sauerstoffwerte und eine Trübung des Wassers zur Folge.

 

Nur drei Monate später stand die Katastrophe wieder kurz bevor. „Wir kontrollieren fast jeden Tag das Wasser und haben festgestellt, dass etwas nicht in Ordnung ist“, erklärt Franco Agostini, Erster Vorsitzender des AVM. Daraufhin wurden die Feuerwehr Stuttgart und die Netze BW aktiv und verhinder- ten durch die Einleitung von Frischwasser Schlimmeres. Dieses senkt die Temperatur im See und versorgt ihn mit Sauerstoff.

 

Gleichzeitig entnahmen Mitarbeiter des Tiefbauamts Wasserproben, die im Zentrallabor der Stadtentwässerung Stuttgart untersucht wurden. Wenige Tage darauf gab die Stadt das Ergebnis der Untersuchung bekannt. Demnach zeige das Wasser eine leichte Färbung und einen hohen Anteil an Schwebst0ffen, Gesamtstickstoff oder Phosphor und sei zudem stark organisch belastet. Alexander Gass vom Tiefbauamt erklärte: „Am Freitag, 6. November, haben wir Werte von neun Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser gemessen. Der See hat sich auf einem guten Niveau stabilisiert.“

 

Umstrittene Messwerte

 

Doch dem widerspricht Agostini: „Mit dieser Aussage gehe ich nicht konform.“ Der angegeben Wert sei viel zu hoch – nachdem das Messgerät neu geeicht worden sei, habe der Wert nur noch bei nach wie vor kritischen zwei bis drei Milligramm pro Liter gelegen. Auch die Ursache an sich ist noch immer unklar: Während in der städtischen Mitteilung in den See gefallenes Laub in Verbindung mit milden Temperaturen als möglicher Übeltäter für den Sauerstoffmangel angeführt wird, hält Agostini einen Düngeeintrag von den angrenzenden Feldern für wahrscheinlich. Im Übrigen trägt auch das gern und häufig missachtete Fütterungsverbot zum immer wieder kritischen Zustand des kleinen Gewässers bei.

 

Mehr noch als die Belüfter im Wasser wäre ein Ausbaggern des Sees hilfreich, meint der AVM-Vorsitzende: „Wir hoffen, dass wir trotz Corona noch dieses Jahr die Genehmigung bekommen.“ Während der Aktion würden die Fische an umliegende Seen verteilt, beispielsweise bei Rohr, erklärt Agostini. Auch um die Wasservögel müsse sich niemand sorgen: Diese ließen sich anderswo nieder und kehrten nach vollendeter Tat an ihren See zurück.

 

Kulturdenkmal

 

Eine Informationstafel am Riedsee kündet von dessen Ursprüngen: Diese gehen auf Johann Carl Widmaier aus Magstadt zurück, der 1846 in Möhringen eine Bierbrauerei gründete. Auf einem sump gen Stück Land ließ er eine Grube aus- heben, in der ein See ent- stand. Mit Äxten und Sägen wurden hier im Winter Eis- blöcke herausgebrochen und an Land gezogen. Dort verlud man sie auf Fuhr- werke und verwendete sie unter anderem zur Kühlung der Bierkeller. Nachdem die Stadt das Gelände erworben hatte, wurde die Mulde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Parksee umgestaltet.

Zurück

Einen Kommentar schreiben