Schattenseite der Kriminalstatistik

Stuttgart bleibt sicher – Gewalt gegen Einsatzkräfte steigt an

 

Auf einem „historisch niedrigen Wert“ seien die Straftaten in der Landeshauptstadt, bemerkte Polizeipräsident Franz Lutz bei der Vorstellung der offiziellen Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2020. Unerfreulicher Ausreißer nach oben ist der weiter zunehmende Widerstand gegen Einsatzkräfte.

 

Von Daniel Stoll

 

„In Stuttgart lässt es sich gut und sicher leben“, bilanzierte Polizeipräsident Franz Lutz. Immerhin zählt die Landeshauptstadt auch laut der aktuellen Kriminalstatistik bundesweit zu den zehn sichersten Großstädten und landet im landesweiten Vergleich sogar auf dem dritten Platz. Auch unabhängig der pandemiebedingten Auswirkungen sei es gelungen, die Straftaten weiter einzudämmen. „Der Gesamtrückgang ist der stärkste seit 2001 und doppelt so groß wie im Land“, fügte er hinzu.

 

In Zahlen ausgedrückt ist die Zahl der Gesamtstraftaten im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent auf insgesamt 50.736 Fälle gesunken. In den Stadtbezirken auf den Fildern ist sogar teilweise ein überproportionaler Rückgang zu verzeichnen: in Degerloch um stattliche 30,8 Prozent auf insgesamt 782 Fälle, in Möhringen um 17,7 Prozent auf 1185 Fälle.

 

Doch kein Licht ohne Schatten: Bei den Widerstandsdelikten ergibt sich eine Steigerung um 5,2 Prozent auf 786 Fälle. 2317 Polizeibeamte wurden Opfer von Gewalttaten, ein Plus von 16,1 Prozent. Als Ursache wird die Zunahme von Straftaten im Zusammenhang mit Versammlungen genannt. „Mehr als 80 Prozent der Tatverdächtigen sind männlich und mehr als drei Viertel stehen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss“, heißt es in der Statistik.

 

Und nicht nur Polizeibeamte zählen zu den Opfern, sondern auch andere Einsatzkräfte: „Wir stellen seit Jahren zunehmende Aggressionen auch gegenüber Rettungskräften fest“, bedauert Mira Hawlik. Dabei seien diese glücklicherweise weniger körperlichen als vielmehr verbalen Übergriffen ausgesetzt, so die Sprecherin des DRK-Kreisverbandes weiter. „Diese negative Entwicklung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass die Einsatztaktik und die Sicherheitsvorkehrungen bereits mehrfach angepasst werden mussten. Der Rettungsdienst kann nur tätig werden, wenn Sicherheit und Schutz gewährleistet sind.“ Zudem stehe ein „Peer-Präventions- Team“ zur Unterstützung bereit, dessen Mitglieder als kollegiale Vertrauenspersonen auf die Bedürfnisse bei der Bewältigung von Arbeits- und Einsatzbelastungen eingingen. „Jegliche Gewalt gegenüber Einsatzkräften ist nicht tolerierbar und wird von uns konsequent zur Anzeige gebracht“, betont Hawlik.

 

Frank Althoff ist Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Degerloch-Hoffeld, die auch für Möhringen zuständig ist: „Persönlich habe ich eine Anfeindung beim Einsatz noch nicht erlebt. Wir rücken aus, löschen, retten, bergen, schützen, räumen auf und fahren wieder ins Feuerwehr-Magazin. Alles andere würde uns beim Dienst am Menschen nur stören und unsere Rettungsaktion und uns selbst gefährden.“

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 11/2021)

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