Tummelt sich hier ein Luchs?

Vermeintliche Luchs-Sichtung im Fasanenhof nicht bestätigt

 

Ein Radfahrer glaubt, einen Luchs im Fasanenhof gesehen zu haben. Da keine Bildaufnahmen dazu vorlagen, können die Fachleute des zuständigen Wildtierinstituts die Sichtung jedoch nicht bestätigen. 

 

Von Emily Schwarz 

 

Eine ungewöhnliche Suchanzeige erreichte unsere Redaktion. Frank Brundelius aus dem Fasanenhof schrieb, er sei auf der Suche nach einem Sportradler aus Plieningen. Von diesem habe er im Gespräch am Montag, 8. November, gegen 17.30 Uhr, erfahren, er habe auf dem Weg über den Lärmschutzwall Im Bereich B 27/A 8 einen Luchs beobachtet, der dann im Unterholz verschwand. „Ich wohne seit 1974 im Fasanenhof, bin Mitglied im Bürger-, Fasanerie- und Fasanenhofschulverein.“ Von einem Luchs hier habe er noch nie gehört. „Der Radler sprach mich an, als ich unser Auto auspackte“, erzählt Brundelius. „Er fragte nach der Fasanerie und berichtete dann von dem Luchs. Der Radler bemerkte meine Skepsis, betonte aber, dass er sehr wohl Luchse kenne, Größe, Körperbau, Lauscher und Stummelschwanz ließen keine andere Deutung zu.“

 

„Grundsätzlich könnten Luchse überall in Baden-Württemberg auftauchen, da die Tiere auf ihren Wanderungen große Strecken zurücklegen können“, sagt das zuständige Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) dazu. „Dass sich Luchse kurzzeitig auf ihren Wanderungen auch in Ortschaften verlaufen und dort aufhalten, ist nicht ausgeschlossen, wie Einzelfälle zum Beispiel aus der Schweiz zeigen, jedoch sehr selten. Luchse ziehen sich für gewöhnlich in ruhige bewaldete Gebiete zurück.“ 

 

Um gemeldete Hinweise beurteilen zu können, benötigt das Institut möglichst detaillierte Beschreibungen von Beobachtungen oder Hinweisfunden. Augenzeugen werden gebeten, ein entsprechendes Protokoll auszufüllen, in dem weitere Informationen zur Beobachtung abgefragt werden. Nur durch Beschreibungen von Merkmalen, Färbungen oder Verhaltensweisen lassen sich dann nähere Aussagen darüber treffen, mit welcher Wahrscheinlichkeit es sich bei den gesichteten Tieren tatsächlich um Luchse oder gegebenenfalls andere Tiere gehandelt hat. Nicht in allen Fällen ist eine Klärung dann möglich. Die Beschreibung eines langen Schwanzes beispielsweise könnte einen Luchs jedoch auch ausschließen. Häufig komme es zu Verwechslungen mit anderen Tieren, wie beispielsweise Füchsen.

 

Fünf Luchse derzeit identifiziert 

 

Meldungen werden bei der FVA entgegengenommen und entsprechend bearbeitet. Gibt es auswertbare Hinweise wie Fotos, Spuren oder Kot, können weitere Untersuchungen Erkenntnisse über die Tiere und beispielsweise deren Herkunft erbringen. 

 

Ursprünglich waren Luchse in ganz Europa heimisch. Die Zahlen des Luchs-Monitorings der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt zeigen, dass immer wieder einzelne Tiere nach Baden-Württemberg einwandern. Im Land konnten seit dem Jahr 2007 rund 16 verschiedene Luchse identifiziert werden. Aktuell sind im Bundesland fünf Individuen bestätigt, darunter erstmals auch ein Weibchen, das im Mai 2021 im Landkreis Konstanz nachgewiesen wurde. Ohne eine aktive Bestandsstützung mit weiblichen Tieren wird sich in Baden-Württemberg auf absehbare Zeit jedoch kaum eine Luchspopulation entwickeln. 

 

Die FVA bittet darum, Luchs- Hinweise möglichst rasch unter Telefon 0761/401 82 74 oder per Mail an info@wildtiermonitoring.de zu melden.

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 47/2021)

 

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