Viel Hilfsbereitschaft, viel Zweifel

Stadt informiert über Flüchtlingsunterkünfte im Fasanenhof – Helfer gesucht

 

Das Sozialamt der Stadt hat über zwei neue Flüchtlingsunterkünfte informiert, die ab Ende November und dem kommenden Frühjahr im Fasanenhof in Betrieb gehen sollen. Die Stimmung der anwesenden Zuhörer war gespalten: Die hilfsbereiten Bewohner waren in der Überzahl, doch die kritischen Stimmen schrien lauter.

 

Von Raffaela Renz

 

Der evangelische Gemeindesaal der Bonhoefferkirche im Fasanenhof war voll geworden, als Ende Oktober Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann und Pfarrer Jürgen Spohn die Anwohner des Stadtteils zu einem Infoabend über die neuen Unterkünfte eingeladen hatten. Günter Gerstenberger, beim Sozialamt der Stadt für Flüchtlinge zuständig, informierte über die geplanten Unterkünfte im Ehrlichweg und in der Markus-Schleicher-Straße. Viele Menschen aus dem Stadtteil waren nicht nur gekommen, um sich zu informieren, sondern auch, um ihre Hilfe anzubieten. Andere ließen dagegen ihren Ängsten freien Lauf.

 

Auf dem ehemaligen, momentan brachliegenden Gelände der Fasanenhofschule im Ehrlichweg sollen vier Systembauten mit 321 Plätzen errichtet werden, zunächst einmal für fünf Jahre, aber mit einer Option auf weitere fünf Jahre. Eingezogen werden soll im späten Frühjahr 2016. Das Gelände des Vereinsheims des Jugendrotkreuzes, das sich im Anschluss an diesen Standort befindet, wird dabei nicht beeinträchtigt.

 

Zunächst 80 Flüchtlinge

 

Darüber hinaus werden an einem zweiten Standort, in den alten Pavillons an der Fasanenhofschule, provisorische Unterkünfte für etwa zwei Jahre eingerichtet. Dort entstehen bereits bis Ende dieses Monats 80 Plätze. Ein Küchencontainer und ein Container mit sanitären Einrichtungen ergänzen die Unterkunft. Um den Bedenken der Fasanenhofschule und der Bevölkerung Rechnung zu tragen, werde ein Zaun um das Gelände errichtet, außerdem werde bei Bedarf ein Wachmann eingesetzt, was Lohmann bereits im Bezirksbeirat erklärt hatte und nun noch einmal betonte. Dass auch der Fasanenhof dazu beitragen müsse, Flüchtlinge unterzubringen, leuchtete zwar allen ein. Manche meinten aber, dass 400 Flüchtlinge für den Stadtteil bereits zu viel seien. »Wir benötigen dringend mehr bezahlbaren Wohnraum für ›Mittel‹verdiener, das sollte unbedingt Vorrang haben «, meldete sich eine Frau weiter zu Wort. Viele Anwesende zeigten sich jedoch von solchen Äußerungen stark irritiert, darunter auch Lohmann: »Dass schon 400 Flüchtlinge für einen Stadtteil mit 6000 Einwohnern zu viel sein sollen, kann mir keiner erzählen. « Und auf akute Entwicklungen müsse man eben reagieren und manch andere Pläne kurzzeitig zurückstellen.

 

Ehrenamtliche gesucht

 

Im Anschluss stellte sich der Möhringer Freundeskreis Flüchtlinge kurz vor, einige Ehrenamtliche gaben sehr emotionale Einblicke in ihre Arbeit. »Wir benötigen für die neuen Flüchtlinge auch neue Helfer«, betonte Lohmann. Wer zu diesem Zeitpunkt den Eindruck immer noch nicht abgelegt hatte, die Fasanenhofer seien dem Thema gegenüber negativ eingestellt, wurde dann zum Ende des Abends vollends eines Besseren belehrt: Die Listen, auf denen man sich für eine Mitarbeit melden konnte, füllten sich rasch.

 

An einer Mitarbeit Interessierte wenden sich an bezirksamt. moehringen@stuttgart.de oder 0711/216-6 09 22. Info: www. freundeskreis70567.de

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