Vielerorts fehlt die Pflege

Wie es aktuell um die Möhringer Streuobstwiesen steht

 

Der Streuobstanbau ist in das nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Am heutigen 30. April wird erstmals der europaweite „Tag der Streuobstwiese“ gefeiert. Anlass genug, einen Blick auf die Möhringer Streuobstwiesen zu werfen.

 

Von Emily Schwarz

 

Das ehemalige städtische Obstgut am Kressart, die Sternhäule, Wiesen zwischen Sonnenberg und Möhringen, einige wenige Restflächen zwischen Nord-Süd-Straße und A8 und natürlich der Bereich „Am Rohrer Weg“: Auf Möhringer Gemarkung liegen einige Streuobstwiesen. Deren Zustand ist vielerorts allerdings mangelhaft. „Die Bäume sind generell überaltert und meist nicht oder nur unzureichend gepflegt. Dadurch ist ein Großteil der Bäume bereits abgestorben. Nur wenige Neu- oder Nachpflanzungen sind vorhanden – bei weitem nicht ausreichend, um die abgängigen Bäume zu ersetzen“, sagen Wolfgang Wagner vom Amt für Umweltschutz und Jochen Berger von der dortigen Streuobstfachstelle. Außerdem bemängeln die beiden Fachmänner auch das Pflegedefizit der Streuobstwiesen.

 

Die mittlere Altersklasse fehlt

 

Dieses Problem ist auch der Schutzgemeinschaft Rohrer Weg (SG RW) bekannt. Der Verein, der aus einer Bürgerinitiative entstand, hat im Bereich „Am Rohrer Weg“ drei Parzellen gepachtet. „Die Artenverarmung in den Wiesen ist das Resultat von Pflege in der Vergangenheit, zum Beispiel zu häufiger Schnitt, Grasschnitt vor dem Aussamen der Kräuter, Nährstoffeintrag durch Festmist oder Mulchen statt Abfuhr des Grasschnitts“, erzählt Rüdiger Reinboth, Vorsitzender der SG RW. „Zusammen mit dem Reyerhof, der dort die meisten Wiesen bewirtschaftet, hoffen wir, diesen Trend in Ansätzen rückgängig machen zu können.“ Doch nicht nur das: Die Schutzgemeinschaft kümmert sich darum, dass kleine Wiesenbrachen, Gebüsche und Totholzhaufen erhalten bleiben. Auch die schonende Umwandlung von Heckenstrukturen in vielfältigere Gebüsche sei wünschenswert. Momentan sind sie fast nur von einer Art, der Kornelkirsche, besiedelt. Weil es „Am Rohrer Weg“ viele sehr alte Bäume gibt und erst in jüngster Zeit mit dem Nachpflanzen begonnen wurde, fehlt die mittlere Altersklasse an Obstgehölzen weitgehend. Geht es nach der SG RW sollten schon ältere Jungbäume nachgepflanzt werden. Das ist jedoch eine finanzielle Frage. Außerdem muss, wie vielerorts, der Mistelbefall weiter reduziert werden.

 

Die Mühe lohnt sich: „Am Rohrer Weg handelt es sich um ein geschlossenes und im Bestand sehr dichtes Streuobstgebiet“, so Reinboth. „Dadurch und dank der Altersstruktur der mitunter über 100 Jahre alten Bäume und der Biotopvielfalt sind hier einige Besonderheiten gegeben, die so noch nicht einmal im Naturschutzgebiet Greutterwald zu finden sind.“

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 17/2021)

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