Wo die Sonne immer scheint

Seit 1961 besteht Möhringen offiziell aus drei Stadtteilen (Teil 1): Der Sonnenberg

 

Auch wenn der heutige Siedlungsbereich Sonnenbergs an den des Stadtbezirks Degerloch angrenzt, gehört das Gebiet schon seit Jahrhunderten zu Möhringen. Erste Sommer- und Wochenendhäuschen und kurz darauf villenartige Wohngebäude entstanden hier jedoch erst vor rund 120 Jahren. Maßgebliche Ursache war die Anbindung an das Zentrum Stuttgarts durch die Straßen- und Zahnradbahn.

 

Von Sonja Mailänder

 

Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts stand im heutigen Stadtteil Sonnenberg kein einziges Haus. Lange Zeit war das Gebiet nur durch Felder, Weinbau an den sonnigen Südhängen und in weniger günstigen und schattigen Lagen durch Streuobst geprägt. In mehreren Steinbrüchen wurden die harten Kalkbänke des Unterjuras abgebaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts breiteten sich außerdem Hopfengärten für die Brauerei Widmaier in Möhringen und ab 1890 auch Spalierobst mehr und mehr aus. Nur ein Feldweg durchquerte die idyllische Landschaft, der die damals kleinen Orte Möhringen und Degerloch miteinander verband.

 

Eine entscheidende Änderung trat ein, als 1888 die Dampfstraßenbahnlinie von Degerloch über Möhringen nach Hohen heim ihren Betrieb aufnahm. Degerloch war schon 1884 durch die Zahnradbahn mit der Stadt Stuttgart verbunden worden. Hierdurch konnten die Filderbewohner das Stuttgarter Zentrum wesentlich schneller und bequemer erreichen. In umgekehrter Richtung wurde der ländliche Raum der Filderebene für die Städter zum nahe gelegenen Ausflugs- und Naherholungsgebiet.

 

„Landhaus-Kolonie“

 

Aufgrund seiner schönen Aussichtslage entstanden bereits in den Jahren 1897 und 1900 die ersten zwei Sommer- und Wochenendhäuschen auf dem Sonnenberg. Schon 1903 folgten die ersten villenartigen Wohngebäude inmitten großer Gartengrundstücke und der Gasthof an der Bahnlinie, der bis heute einen Anziehungspunkt darstellt. Noch im gleichen Jahr wurde auch der Sonnenberg-Verein gegründet, der sich die Erschließung des Gebiets zur Aufgabe machte. Wenig später richtete man eine Bedarfshaltestelle der Filderbahn ein.

 

Nach und nach wuchs die „Landhaus-Kolonie Sonnenberg“ und zu Beginn des Ersten Weltkriegs wohnte hier schon ein Dutzend Familien. Ab 1906 gab es eine Wasserleitung und ab 1925 einen Gasanschluss. Mit dem ersten Laden 1927 und der ersten Bäckerei 1931 begann sich eine kleine Infrastruktur zu entwickeln. Auf Grundlage eines Bebauungsplans der damals noch eigenständigen Gemeinde Möhringen auf den Fildern wurden dann zwischen 1934 und 1936 über 200 Wohnhäuser im Gartenstadtcharakter erstellt. Weitere Ausbauphasen folgten. Zwischen 1936 und 1939 wuchs die Einwohnerzahl der Siedlung von rund 1000 auf 2500 Menschen. 1942 wurde Sonnenberg mit Möhringen nach Stuttgart eingemeindet.

 

Ab den 1960er Jahren schloss man weitere Baulücken und errichtete anstelle kleinerer villenartiger Wohngebäude auch größere Mehrfamilienhäuser. Außerdem kamen 1964 das Altenpflegeheim, 1966 das evangelische Gemeindezentrum und 1976 das Hallenbad hinzu. Bis in die jüngere Vergangenheit ist die einst lockere Bebauung sukzessive verdichtet worden. Mit derzeit rund 3500 Einwohnern hat sich Sonnenberg dank seiner attraktiven Lage und Nähe zur City zu einem der beliebtesten Wohnorte Stuttgarts entwickelt. Trotzdem lässt sich der Gartenstadtcharakter der einstigen „Landhaus-Kolonie“ bis heute noch vielerorts erkennen.

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