Zu viele für Möhringen?

Neue Flüchtlingsunterkunft größer als vorgesehen – Anwohner verärgert

 

Ende Januar hat der Bezirksbeirat kurzfristig in einer Sondersitzung über die von der Stadt angekündigte Erweiterung des Standorts für die Flüchtlingsunterkunft an der Landhauskreuzung beraten. Der Bezirksbeirat ist skeptisch, ein Teil der Anwohner ist empört.

 

Von Raffaela Renz

 

Axel Wolf vom Immobilienmanagement der Stadt und Günter Gerstenberger, beim Sozialamt für Flüchtlinge zuständig, stellten Ende Januar die Vorlage für die neuen Pläne im Bezirksbeirat vor. 243 Flüchtlinge sollten ursprünglich in der momentan im Bau befindlichen Unterkunft in der Kurt-Schumacher-Straße in drei Systembauten ab Mai untergebracht werden. So lautete der aktuelle Stand noch im Dezember. Mit der kommenden Tranche sechs an Flüchtlingen für Stuttgart müssen in Möhringen 153 weitere Flüchtlinge aufgenommen werden. Die Lösung der Stadt dafür lautet: An diesem Standort sollen weitere zwei Systembauten hinzukommen, statt 243 sollen hier insgesamt 396 Menschen unterkommen. Eindeutig zu viele für einen Standort, egal wo, finden Bezirksbeirat und Anwohner. Mit diesem Vorgehen der Stadt könne man daher kaum einverstanden sein, so lautete die einhellige Meinung.

 

Verwaltung improvisiert

 

Denn eigentlich folgte die Stadt beim Thema Flüchtlinge bislang dem selbstgewählten »Stuttgarter Weg«: dezentrale Unterbringung in Unterkünften verschiedenster Größe, eine Betreuung durch genügend Personal, viel Hilfe durch Ehrenamtliche. Hauptbestandteil des Konzepts war aber vor allem eines: Keine Unterkunft sollte mit mehr als 250 Flüchtlingen belegt werden. Mit knapp 400 Bewohnern in der Kurt-Schumacher-Straße weiche die Stadt vom eigenen Konzept nun deutlich ab, lautete der Vorwurf der Bezirksbeiräte ebenso wie der äußerst zahlreich gekommenen Besucher, darunter viele Anwohner. Obwohl die Besucher aufgrund des offiziellen Prozederes an diesem Tag eigentlich gar nicht mitdiskutieren durften, machten viele ihrem Unmut Luft: Die Stadt belaste Möhringen stärker als andere Stadtteile und suche nicht engagiert genug nach anderweitigen Standorten. Teile des Bezirksbeirats wiederum erkannten zwar die schwierige Lage an, in der sich die Verwaltung befinde. Doch auch die Beiräte zeigten sich besorgt wegen der Schaffung einer Großunterkunft in ihrem Bezirk und befürchten einen Anstieg der Kriminalität. Auch Polizeirevierleiter Stefan Hartmaier gelang es da nicht, derartige Bedenken zu relativieren – in einer kurzen Stellungnahme beschrieb er die bisherigen Möhringer Flüchtlingsunterkünfte als äußerst unproblematisch.

 

Man finde derzeit einfach keine anderen Standorte, erklärten Wolf und Gerstenberger auf die breite Kritik an der Vorgehensweise der Stadt. »Wir scannen die Stadt ständig durch alle Stadtbezirke hindurch – es gibt momentan einfach keine weiteren verfügbaren Standorte mehr. Daher bleibt uns nichts anderes übrig, als vorübergehend die Obergrenze für einzelne Unterkünfte zu erhöhen. Wir suchen parallel dazu aber ständig nach neuen Flächen«, so Wolf weiter.

 

Um gegenüber Verwaltung und Gemeinderat sein Unbehagen an der aktuellen Entwicklung auch offiziell auszudrücken, hat der Bezirksbeirat die Vorlage in der Abstimmung knapp abgelehnt. Allerdings ohne konkrete Auswirkung, da das Ergebnis keine bindende Wirkung für den Gemeinderat hat.

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