Zwölf Mal Möhringen für 2021

 

Viele Möhringer erwarten ihn bereits sehnsüchtig: den historischen Kalender, den Sonja Mailänder seit 2011 regelmä- ßig zusammenstellt. Ihr mittlerweile siebter Kalender ist pünktlich kurz vor Weihnachten in der Buchhandlung Ebert in Möhringen erhältlich. Im Interview erklärt die 43-jährige Möhringerin, warum ihr diese „Detektivarbeit“ so viel Spaß macht.

 

Von Corinna Pehar

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen historischen Kalender zu machen?

Es war nicht meine eigene Idee, sondern der Vorschlag kam vom Geiger-Verlag, der 2004/2005 das Buch „Möhringen – ein Rückblick in die Vergangenheit“ herausgebracht hat, das ich zusammengestellt und geschrieben hatte. Er hatte wohl schon in anderen Orten gute Erfahrungen mit der Nachfrage nach so einem Kalender gemacht. Am Anfang war ich gar nicht so be- geistert, aber nachdem der erste Kalender in Möhringen doch recht gut angekommen zu sein schien, hat mich das moti- viert, weitere zu entwerfen.

 

Woher haben Sie all diese alten Fotos?

Sehr viele Fotos habe ich zusammengesammelt, als ich das Buch konzipiert habe – das heißt, ich habe sie alle eingescannt und den Eigentümern zurückgegeben. Bekommen habe ich sie einmal über Zeitungsaufrufe und dann durch persönliches Nachfragen bei verschiedenen Personen, Einrichtungen und Gewerbetreibenden. Ich war und bin aber bis heute immer noch am Weitersammeln und freue mich immer, wenn ich noch ein neues Motiv bekomme. Wie viele es insgesamt sind, kann ich gar nicht sagen – einige Hundert bis Tausend mit Sicherheit.

 

Woher haben Sie die Informationen zu den Fotos?

Durch Befragen älterer Einwohner und durch Recherche in Möhringer Ortschroniken, alten Adressbüchern etc. Manchmal kann schon eine alte Werbeanzeige genügen, um Hinweise zu einem Laden zu bekommen, an den sich heute kein lebender Möhringer mehr erinnern kann. Natürlich wird die Recherche mit dem Sterben der älteren Generationen immer schwieriger. Darum darf ich eigentlich nie zögern, sondern muss alles erfragen, was noch irgendwie in Erfahrung zu bringen ist. Eine solche Detektivarbeit macht aber auch unglaublich Spaß!

 

Welches ist Ihr Lieblingsfoto im Kalender?

Das ist immer schwierig zu beantworten, da ich zu jedem Bild einen besonderen Bezug entwickle, wenn ich mich damit beschäftige. Spannend finde ich zum Beispiel den Blick ins Körschtal – das Motiv vom April, auf dem man die alte Poststraße und darüber die gerade im Bau befindliche neue Straße – die B 27 – sieht.

 

Wie tre en Sie die jährliche Auswahl?

Ich versuche immer Motive auszuwählen, mit denen möglichst viele Möhringer etwas anfangen können. Oft sind es welche aus dem Ortszentrum oder auch von besonders markanten Plätzen oder Gebäuden. Dann sollten es natürlich ansprechende, „schöne“ Aufnahmen sein, die man sich auch gerne einen ganzen Monat lang ansehen mag.

 

Wie lange brauchen Sie für die Erstellung des Kalenders?

Länger als man meinen sollte. Es braucht seine Zeit, bis man eine gute Auswahl an Bildern getroffen hat – manchmal bemühe ich mich auch erst noch speziell um ein bestimmtes Motiv. Und dann kommt natürlich die anspruchsvolle Aufgabe auf mich zu, über jedes Bild möglichst genaue Informationen zusammenzutragen und aufzuschreiben. Da ich nie am Stück an der Sache arbeiten kann, kann ich den Zeitaufwand gar nicht genau beziffern – einige Wochen werden es schon sein. Aber wie gesagt macht es ja auch viel Freude!

 

Persönliches

 

Sonja Mailänder ist 1977 in Stuttgart geboren und wohnt schon ihr ganzes Leben lang in Möhringen. Seit 2010 ist die Diplom-Geografin freiberuflich tätig. Dabei sind mehrere wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Aufsätze und Buchbeiträge sowie Broschüren und Infotafeln mit naturwissenschaftlichen und historisch-geografischen Inhalten entstanden. Mit Bezug auf Möhringen hat sie unter anderem einen Bildband mit historischen Ansichten konzipiert und mehrere Infotafeln am „Hexenweg“ gestaltet. Seit 2019 schreibt Sonja Mailänder zudem für Möhringen Aktuell.